Wie jedes Jahr wurde vor Kurzem ein Fazit zum Gründungsjahr 2019 gezogen. Von einem Rekordjahr ist die Rede mit einem Plus von gut 3 Prozent im Vergleich zu 2018. Richtig ist, dass die Zahl der Handelsregistereintragungen 2019 bei rekordhohen 44’616 lag, im Vergleich dazu 43’217 im Jahr 2018. Das ist ein Plus von 3.2 Prozent. Doch entspricht dies auch der Anzahl Neugründungen? Eine präzise Statistik zu Neugründungen gibt es in der Schweiz nicht, als Indikator werden jeweils die Eintragungen im Handelsregister herangezogen.
Netto-Neueintragungen geben ein klareres Bild
Den 44’616 Neu-Eintragungen in der ganzen Schweiz, stehen auch 31’273 Löschungen aus dem Handelsregister gegenüber. Das ergibt netto ein Plus an Eintragungen von 13’343. Und auch das müssen nicht alles Neugründungen von Unternehmungen sein. Auflösung – Liquidation – Löschung, das sind in der Regel die Schritte bei einer Firmenschliessung. Neben einem Konkurs, gibt es auch noch andere Gründe, weshalb eine Firma aufgelöst wird. Und eine Auflösung muss nicht immer zur Liquidation einer Firma führen. Beispielsweise nämlich nicht, wenn die Firma die Rechtsform ändert (von einer GmbH zur AG als Beispiel), fusioniert oder – eher seltener – durch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts übernommen wird. Klingt alles kompliziert, sagt aber kurz zusammengefasst nur: Steigende Eintragungen im Handelsregister sagen per se noch nichts über einen Gründerboom aus.
Ein genauerer Blick auf die letzten drei Jahre zeigt, dass der höchste Wert an Netto-Eintragungen 2017 mit 15’072 erzielt wurde. Seither geht es leicht zurück, 2018 lag die Zahl der Netto-Eintragungen bei 13’574.
Das Plus bei der nach wie vor am meist verbreiteten Rechtsform in der Schweiz, der Einzelfirma, lag 2019 bei 107. Die Zahl an AG-Eintragungen nahm um 2’389 zu, das grösste Plus mit 10’023 verzeichnete die GmbH, die aktuell beliebteste Form für neue Unternehmen.
Leicht weniger Konkurse 2019
Konkurse sind ein Grund, weshalb Unternehmungen aus den Schweizer Handelsregistern verschwinden. Letztes Jahr sind in der Schweiz 4’691 Firmen pleite gegangen. Das sind glücklicherweise 3 Prozent weniger als 2018.
Nach Regionen betrachtet ergeben sich bei den Firmen, die 2019 Insolvenz angemeldet haben, grosse Unterschiede. Besonders deutlich war der Rückgang laut einer Mitteilung der Consultants von Bisnode in der Nordwestschweiz (-13 Prozent) und im Espace Mittelland (-12 Prozent). Am stärksten stieg die Zahl der Konkurse laut Bisnode in Zürich (+8 Prozent), gefolgt von der Zentralschweiz (+5 Prozent) und dem Tessin (+3 Prozent).
Nach Branchen betrachtet waren 2019 besonders viele Betriebe der Holz- und Möbelindustrie von einem Konkurs betroffen, dicht gefolgt vom Bau- und Gastgewerbe sowie von Handwerksbetrieben. Insgesamt sind diese Branchen laut Bisnode für 1’707 respektive 36 Prozent aller Insolvenzen verantwortlich.
Was wurde wo neu eingetragen – bzw. gegründet?
Die Branchen Hightech sowie IT & ICT legten besonders stark zu. Sie verzeichneten eine Steigerung von 139 respektive 125 Prozent. Im Bereich Hightech wurden 262 neue Eintragungen gezählt (2018: 188) und im Bereich IT & ICT kamen 2’496 dazu (2018: 1’996).
Ein kräftiges Wachstum bei den Eintragungen gab es auch in den Branchen Mobilität, Beratung, Architektur und Ingenieurwesen, Transport und Logistik sowie im Bereich Immobilien. Weniger gut lief es im vergangenen Jahr in den Bereichen Marketing und Kommunikation, Detailhandel sowie Grosshandel, wo es zu weniger Eintragungen kam.
Bei den Regionen legte die Ostschweiz am meisten zu (+7 Prozent), gefolgt vom Espace Mittelland (+6 Prozent), der Südwestschweiz (+4 Prozent) sowie der Nordwestschweiz und Zürich (+2 Prozent). Weniger Eintragungen als im Vorjahr verzeichneten die Zentralschweiz (-2 Prozent) und das Tessin (-0,3 Prozent).
Links:
Luzerner Zeitung: Leicht weniger Konkurse im 2019 – Grossteil davon entfällt auf vier Branchen
Unternehmensberatung Bisnode: Konkurse und Gründungen 2019
Fasoon Blog: Mythos oder Wahrheit? Die innovative Startup-Nation Schweiz.