Digitale Nomaden, Remote Working und Vanlife: Worauf du achten solltest

Wissensarbeiter:innen brauchen heute nur noch einen Laptop und Internet, um zu arbeiten. Instagram macht Lust auf die Kombination von Reisen und Arbeiten. Wir klären in diesem Beitrag aus Sicht von Firmengründern, worauf du bei deiner digitalen Reise oder der Vorbereitung achten sollst, und fragen nach Tipps bei unserem Podcaster Nico Vogt, der mit seiner jungen Familie seit ein paar Monaten ebenfalls auf ein festes Zuhause verzichtet. Mit ihm zusammen produzieren wir unseren Gründer-Podcast.

«Digitale Nomaden sind UnternehmerInnen oder auch ArbeitnehmerInnen, die fast ausschliesslich digitale Technologien anwenden, um ihre Arbeit zu verrichten und die einen Lebensstil führen, der eher als nicht sesshaft zu bezeichnen ist.», so definiert der Verein «Digitale Nomaden Schweiz» diesen Lebensstil. Dort findest du viele weitere Infos dazu.

 

Zuerst fragen wir doch mal – wie in digitalen Zeiten so üblich – ChatGPT, worauf wir als angehende Digitale Nomaden achten sollen:

 

ChatGPT, ich möchte als digitaler Nomade arbeiten. Worauf soll ich achten?

Als digitaler Nomade zu arbeiten, kann eine grossartige Möglichkeit sein, um die Welt zu bereisen und dabei trotzdem arbeiten zu können. Hier sind einige Tipps, worauf Sie achten sollten:

  1. Stabile Internetverbindung: Als digitaler Nomade ist eine zuverlässige und stabile Internetverbindung von grosser Bedeutung. Stellen Sie sicher, dass Sie an Orten arbeiten, an denen Sie eine stabile und schnelle Internetverbindung haben.
  2. Flexibles Arbeitsumfeld: Als digitaler Nomade sollten Sie in der Lage sein, an verschiedenen Orten zu arbeiten. Ein flexibles Arbeitsumfeld, wie zum Beispiel ein Laptop oder Tablet, kann Ihnen dabei helfen, von überall aus zu arbeiten.
  3. Kosten für Lebenshaltungskosten und Reisen: Da Sie als digitaler Nomade ortsunabhängig arbeiten, sollten Sie auch die Kosten für die Lebenshaltungskosten und Reisen im Auge behalten. Stellen Sie sicher, dass Sie über genügend finanzielle Mittel verfügen, um sich an den verschiedenen Orten, an denen Sie arbeiten, zu versorgen und zu reisen.
  4. Zeitzone: Wenn Sie mit Kunden oder Kollegen in anderen Ländern zusammenarbeiten, sollten Sie die Zeitzone im Auge behalten. Stellen Sie sicher, dass Sie in der Lage sind, die Zeitzone anzupassen und gegebenenfalls flexible Arbeitszeiten zu haben.
  5. Sichere Datenverarbeitung: Als digitaler Nomade arbeiten Sie oft von öffentlichen Orten wie Cafés oder Flughäfen aus. Stellen Sie sicher, dass Sie eine sichere Datenverarbeitung nutzen, um Ihre Daten und Informationen zu schützen.
  6. Lokale Gesetze und Regeln: Wenn Sie in einem anderen Land arbeiten, sollten Sie sich über die lokalen Gesetze und Regeln informieren. Stellen Sie sicher, dass Sie die notwendigen Arbeitsgenehmigungen und Visa haben, um legal zu arbeiten.
  7. Networking: Als digitaler Nomade kann das Netzwerken eine grossartige Möglichkeit sein, um neue Kunden und Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Nutzen Sie Online-Plattformen und lokale Meetups, um Kontakte zu knüpfen.

 

Ich hoffe, diese Tipps helfen Ihnen dabei, als digitaler Nomade erfolgreich zu arbeiten!

 

Der Start als Unternehmer:in

Wenn du weiterhin fix für einen Arbeitgeber arbeitest, stellen sich bezüglich der Organisation der Erwerbstätigkeit viel weniger Fragen (abgesehen von Versicherungen und Steuern). Falls du aber nicht nur mobil arbeiten, sondern auch dein eigenes Business aufbauen möchtest, stellen sich die gleichen Fragen wie für jede:n Unternehmer:in: Welche Rechtsform für ein Unternehmen ist die richtige, wie soll mein Unternehmen heissen, welche Dienstleistungen biete ich an, etc.

Dazu findest du hier viele Informationen:

 

Wie viel möchtest du verdienen, was möchtest du anbieten?

«Eine Studie hat ergeben, dass nur 30 % der digitalen Nomaden den gleichen Betrag verdienen wie in ihrem 9- to-5-Job. Dies kann jedoch daran liegen, dass sie unterwegs weniger arbeiten und mehr Zeit für Entdeckungen haben. Und wenn du Freiberufler bist, kann dein Verdienst von Monat zu Monat stark schwanken. Daher ist es wichtig, dass du ein Budget aufstellst und dir über deine steuerlichen Pflichten im Klaren bist. Ausserdem solltest du eine Reiseversicherung für digitale Nomaden abschliessen, wenn du in der Ferne arbeitest. Plane immer einen Puffer ein für den Fall, dass du deinen Job oder einen wichtigen Kunden verlierst, während du unterwegs bist.», schreibt EF Education First in ihrem Beitrag «Wie du deine Karriere als digitaler Nomade beginnst».

Bisher waren es vor allem typische IT- und Beratungsdienstleistungen, die von unterwegs angeboten wurden. Immer mehr gibt es heute auch medizinische Beratung und Coachings, die remote angeboten werden oder Yoga- und Workout-Stunden, die online-tauglich sind. Dazu kommen viele Webinare zu verschiedenen Themen.

 

Eine Adresse in der Schweiz?

Was passiert mit meiner Wohnadresse, wenn ich mich für ein Leben als digitaler Nomade entscheide? Wo kann ich meine Firma melden, wenn ich keine Wohnadresse mehr habe?

Wenn digitale Nomaden Geld verdienen, stellt sich auch die Frage nach der Steuerpflicht. Dabei interessant ist das Modell des «perpetual travelling» also «dauerhaftes Reisen». Bei der Abmeldung vom bisherigen Wohnort geht in der Regel die Steuerpflicht verloren. Für Schweizer Nomaden ist dies im Gegensatz zu digitalen Nomaden aus der EU nicht möglich. Sobald sich eine in der Schweiz wohnhafte Person abmeldet, ist eine neue Wohnsitzbestätigung, auch aus dem Ausland, nötig.

Für Personen ist es eine einfache Lösung, bei Freunden oder Bekannten mit einer c/o-Adresse unterzukommen. Bei Firmen gibt es zum einen die Möglichkeit, in einem (steuergünstigen) Kanton einen Domizilservice wie von uns in Anspruch zu nehmen oder ganz auf ein Land auszuweichen, wo Firmengründungen einfach digital möglich sind. Estland gilt für digitale Firmengründungen als Vorreiter: Um hier eine Limited Company zu gründen, braucht es nicht viel. Mittels der E-Residency-Karte kann innert kurzer Zeit und mit wenig Geld eine Firma gegründet werden. Dazu braucht es lediglich ein Bankkonto bei einer estnischen Bank.

 

Sozialversicherung und Steuern

Wenn der Hauptwohnsitz in der Schweiz bleibt und es sogar weiter ein Schweizer Arbeitgeber gibt, sind Sozialversicherungen und Steuern kein Problem. Der Arbeitgeber kümmert sich weiter um Beiträge an die Sozialversicherung und Pensionskasse. Bei der Selbständigkeit muss man sich selbst darum kümmern. Auf unserem Blog findest du alles zu den Sozialversicherungen in der Schweiz.

Die Regeln, ob du deinen Wohnsitz in der Schweiz behalten kannst und wenn ja unter welchen Bedingungen, sind je nach Kanton unterschiedlich. Auch die Gesetze der bereisten Länder wirken sich auf den Aufenthaltsstatus aus. In vielen Staaten gilt man als steuerlich ansässig, wenn man sich dort für mehr als sechs Monate aufhält. Ein längerer Aufenthalt an einem Ort kann die Einhaltung von vielen Vorschriften bezüglich Steuern und Sozialversicherung nach sich ziehen. Die Website Work From Anywhere hält viele Informationen für digitale Nomadinnen und Nomaden dazu bereit.

Falls das Land, in dem du dich aufhalten möchtest, ein bilaterales Sozialversicherungsabkommen mit der Schweiz hat, gibt es weitere Regeln zu beachten: Mindestens 25 Prozent der Arbeit müssen dann in der Schweiz erbracht werden, um weiter in der Schweiz versichert zu bleiben. Dies gilt für EU- und EFTA-Länder. Die AHV bietet dazu im Bereich «International» viele nützliche Merkblätter.

 

Die Krankenversicherung

Ohne fixen Lebensmittelpunkt stellen sich für die Krankversicherung weitere wichtige Fragen: Welche Versicherung und welches Modell eignen sich am besten, wenn man unter Umständen an verschiedenen Orten medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen muss? Ein telemedizinisches Modell bietet sich dabei an, welches auch die freie Arztwahl einschliesst.

 

Dein mobiles Zuhause

Digitales Nomadentum geht für viele einher mit der Aufgabe der eigenen vier Wände und dem Umzug in ein mobiles Zuhause wie einen Van oder – eher seltener – einen Wohnwagen.

Unser Podcaster Nico Vogt von mach-dis-ding.ch hat sich für ein temporäres Leben im Wohnwagen entschieden. Seit 2022 ist er mit seiner jungen Familie mehrheitlich unterwegs. Weshalb sie sich gegen einen Van entschieden haben und vieles mehr, erfahrt ihr von Nico gleich selbst.

 

Lieber Nico, wo seid ihr gerade?

Im Moment sind wir auf einem Campingplatz in Tarragona Spanien, in der vordersten Reihe direkt am Meer. Nur ein kleiner Zaun trennt uns vom Strand.

 

Ihr habt euch für einen Wohnwagen entschieden, um als digitale Nomaden unterwegs zu sein. Weshalb?

Wir möchten uns eigentlich nicht auf das Mittel festlegen, aktuell sind wir im Wohnwagen unterwegs, waren aber auch schon einen Monat auf Madeira in Airbnbs. Hier lassen wir uns nicht in eine Schublade pressen, sondern nehmen es flexibel, wie es kommt.

Wir haben uns aber für einen Wohnwagen und gegen einen Van entschieden, weil wir am Ort, welchen wir bereisen, eher länger bleiben und dann vor Ort unser Auto haben, mit dem wir eine grössere Region erkunden können und am Abend wieder zurück in unser gemachtes Nest im Wohnwagen können. In Sizilien zum Beispiel waren wir 4 Wochen am gleichen Ort mit dem Wohnwagen. Dies wäre mit einem Van so nicht möglich.

 

Was braucht ein Van oder Wohnwagen für ein angenehmes Leben «on the road» am meisten?

Schlussendlich braucht es vieles, was es auch zuhause braucht. Am wichtigsten für mich ist meine Frau, welche den Lebensstil ebenfalls möchte, wenn hier nicht beide wirklich wollen, wird es schwierig. Unser Sohn ist noch zu klein, um sich da Gedanken zu machen.

Daneben braucht man in der Tat, wie von ChatGPT genannt stabiles Internet, sonst ist es schwierig. Wir sind froh, dass wir gut verdienen, trotz dem Reisen, und deshalb nicht wirklich auf das Geld achten müssen. So können wir auch oftmals auswärts essen und uns die schönen, teilweise etwas teureren Orte, aussuchen. Wie jetzt direkt am Strand.

 

Wie habt ihr euer digitales Leben vorbereitet?

Vermutlich zu wenig. Unsere Vorbereitung war eher bescheiden. Die Wohnungsauflösung hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht und so war für die Vorbereitung eher wenig Zeit. Wir haben uns aber ganz bewusst für einen Test von knapp sechs Wochen entschieden, um da herauszufinden, was wir noch brauchen und was wir für die nächsten Reisen vorbereiten müssen. Dies hat uns etwas den Druck weggenommen, weil wir wussten, es sind nur knapp sechs Wochen. Wären wir zu Beginn direkt für ein halbes Jahr los, wäre das wohl schwieriger geworden.

 

Ist euer «neues» Leben so, wie ihr es euch vorgestellt habt?

Jein, ich glaube, wenn man auf Instagram die digitalen Nomaden sieht, wird oftmals alles Negative etwas ausgeblendet und man sieht nur das Positive. Das Leben als digitale Nomaden ist definitiv nicht einfach, man ist unterwegs, kennt Land und Leute nicht, versteht die Sprache nicht, kennt den Weg nicht, ist krank und muss zum Arzt, all diese Dinge sind in der Schweiz ziemlich einfach und man weiss, was zu tun ist. Im Ausland sieht das teilweise anders aus. Mit unserem Sohn mussten wir beispielsweise mal zum Arzt, das hat mehr als einen halben Tag gedauert, bis wir überhaupt jemanden gefunden haben. Diese Dinge sollte man sich bewusst sein. Es ist also nicht genau so wie wir es dachten, aber wir lieben es! Freuen uns aber auch immer wieder, wenn wir zurück in die Schweiz kommen.

 

Wie habt ihr euch «unternehmerisch» organisiert? Was arbeitet ihr unterwegs?

Alles, was wir auch in der Schweiz machten. Ich habe mein Pensum etwas reduziert, dies war langfristig geplant und nicht einfach von heute auf morgen möglich. Aber grundsätzlich habe ich meine Unternehmen so organisiert, dass ich alle Aufgaben von unterwegs erledigen kann.

 

Was gab es bezüglich Versicherungen und Steuern zu organisieren?

Da wir weiterhin in der Schweiz angemeldet sind, mehr als die 25% in der Schweiz sind und auch aktuell nur in der EU unterwegs, eigentlich ziemlich wenig. Auch die Firmen sind alle in der Schweiz und so sind wir weiterhin über das Schweizer System versichert.

 

Wie oft seid ihr noch in der Schweiz?

Wir müssen ja mindestens diese 25% in der Schweiz sein, also drei Monate im Jahr, das sollte auch locker reichen. Wir haben es aber nicht fest geplant, sondern planen von Reise zu Reise – sowohl den Ort, das Fortbewegungsmittel usw. wird jeweils erst geplant, wenn wir die Erfahrungen der anderen Reisen gemacht haben.

 

Welche sind die wichtigsten drei Dinge, die du angehenden Vanlifern mit auf den Weg geben möchtest?

  1. Ein kleiner Laptop, der wenig Platz braucht und überall mitgenommen werden kann. Bei mir ein Microsoft Surface Pro 13.
  2. Ein Handy-Abo mit viel Datenvolumen im Ausland, damit man auch ohne Wlan gut arbeiten kann.
  3. Mache einen Testlauf für einige Wochen! Gehe nicht direkt ein halbes Jahr, dies setzt dich mega unter Druck und du weisst gar nicht, was du mitnehmen sollst. Bei unserer zweiten Reise mit dem Wohnwagen hatten wir noch knapp halb so viel dabei wie beim Testlauf, obwohl die Reise doppelt so lang dauerte.

 

Workation – digitaler Nomade auf Zeit

Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass Flexibilität die Produktivität und die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen steigern kann. Daher wird ortsunabhängiges Arbeiten immer häufiger möglich. Als Sonderform von digitalem Arbeiten, ohne eine Festanstellung aufgeben zu müssen, ist die Workation. Eine aus dem Englischen entliehene Kombination aus Work und Vacation. Tönt wie die ideale Möglichkeit, Arbeit und die entspannende Meeresbrise für ein paar Woche zu verbinden, verlangt aber nach Disziplin und Motivation von Seiten Mitarbeitenden, Vertrauen der Arbeitgeber und allenfalls eine zusätzliche Vereinbarung bzw. eine Anpassung des Arbeitsvertrags. Workation ist mehr als Home Office am Meer und sollte gut geplant werden. Es stellen sich verschiedene arbeits- und steuerrechtliche Fragen, die geklärt werden müssen.

Ein paar Fragen und Erklärungen dazu auf law.ch:

  • In vielen Staaten ist es von Bedeutung, unter welchem Status eine Person ins Zielland einreist: Als Tourist oder als Arbeitskraft?
  • Eine «Workation» von maximal 20 % eines Jahrespensums, d.h. rund 10 Wochen, werden in sozialversicherungsrechtlicher Hinsicht als unproblematisch betrachtet.
  • «Workation» kann zum Teil auch einer Entsendung gleichgestellt werden.
  • Je nach Situation (Mitarbeiter, Funktion, Land, Aufenthaltsdauer usw.) kann es zweckmässig sein, eine Zusatzversicherung mit den Deckungen für Krankheit, Unfall und Rechtsschutz sowie ggf. Haftpflicht abzuschliessen.
  • Wer an einem bestimmten Ort durch seine Arbeit Einkommen erzielt, wird vom örtlichen Fiskus in aller Regel dazu verpflichtet, einen Teil seines Einkommens dem Staat in Form von Steuern (Einkommens-, Lohn- oder Quellensteuer) abzugeben. Eine kurze «Workation» hat in der Regel – ohne Gewähr – keine steuerlichen Auswirkungen.

 

 

 

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