Kapital beschaffen (Teil 1)

diese Finanzierungsformen müssen Sie kennen

Die Beschaffung von Kapital ist für viele Unternehmen ein Thema, das zu irgendeinem Zeitpunkt im Laufe der Geschäftstätigkeit aufkommt. Dies kann für das Wachstum und die Erschliessung neuer Märkte, die Anschaffung neuer Maschinen oder die Überbrückung finanzieller Engpässe sein. Auch wenn zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Kapital benötigt wird, sollten Sie frühzeitig über die verschiedenen Möglichkeiten Bescheid wissen.

Im Teil 1 dieses Beitrags erfahren Sie welche verschiedenen Möglichkeiten es bei der Finanzierung gibt. Im Teil 2 zeigen wir ein Modell mit dem bestimmt werden kann, in welcher Phase sich Ihr Unternehmen befindet und welche Finanzierungsmethoden zur Verfügung stehen. Falls Sie nicht die Zeit haben den ganzen Artikel zu lesen, gibt es jeweils am Ende eine kurze Zusammenfassung mit den wichtigsten Punkten.

Die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten

Für eine Finanzierung braucht es immer mindestens zwei Parteien: den Finanzierungsgeber und den Finanzierungsnehmer. Wenn Sie als Finanzierungsnehmer beispielsweise einen Kredit für Ihr Unternehmen erhalten möchten, ist es wichtig die Interessen der anderen Seite zu kennen.

Für den Finanzierungsgeber besteht immer das Risiko, dass der Finanzierungsnehmer nicht mehr zahlungsfähig ist. In diesem Fall verliert er das Geld. Bevor also über eine Finanzierung entschieden wird, macht der Geldgeber eine Risikobeurteilung. Abhängig vom Risiko entscheidet er dann ob und zu welchen Bedingungen er eine Finanzierung anbietet. Ein Aspekt dieser Risikoabschätzung beinhaltet auch die Phase im Lebenszyklus, in der sich das Unternehmen befindet. Weiter unten stellen wir ein Lebenszyklusmodell vor und zeigen, welche Finanzierungsformen in den verschiedenen Phasen geeignet sind.

Bei der Finanzierung kann grundsätzlich zwischen Eigenkapital und Fremdkapital unterschieden werden.

Eigenkapital

Das Eigenkapital berechnet sich grundsätzlich aus sämtlichen Vermögenswerten der Gesellschaft (Aktiven) abzüglich sämtlichen Schulden (Fremdkapital). Das Aktienkapital ist Teil des Eigenkapitals und wird von den Inhabern als Kapitaleinlage geleistet. Diese dienen dazu, das Unternehmen mit den notwendigen finanziellen Mitteln auszustatten um operativ tätig werden zu können. Eigenkapital wird in der Regel für die Finanzierung von riskanteren Projekten mit einem längeren Zeithorizont eingesetzt. Zudem hat das Eigenkapital auch eine Haftungsfunktion für die Verbindlichkeiten des Unternehmens.

Gründerkapital

Die häufigste Form des Eigenkapitals wird im Rahmen der Gründung in die Unternehmung eingebracht. Bei der Gründung einer AG müssen die Gründer mindestens CHF 100’000.- in das Unternehmen einbringen (bei einer teilweisen Liberierung mind. CHF 50’000.-). Bei der GmbH beträgt das Gründungskapital in jedem Fall mindestens CHF 20’000.-.

Friends, Family, Fools – die 3F’s

Gerade in der Anfangsphase ist es oft sehr schwierig irgendeine Form der Finanzierung durch Dritte zu erhalten. In dieser Phase kommen oft die 3F’s – «Friends, Family and Fools» oder auf Deutsch «Freunde, Familie und begeisterte Vermögende» (freundlich übersetzt) zum Zuge. Der Vorteil bei diesen ist, dass Sie dem Gründer das Geld geben «weil er es ist». Das bedeutet: Die 3F’s sprechen die Finanzierung mit deutlich weniger Informationen über das Unternehmen als dies bei anderen Investoren der Fall wäre. Auch dauert der Prozess bis das Geld zur Verfügung steht deutlich weniger lang. Zudem verbleibt die Entscheidungshoheit über das Unternehmen oft Vollständig bei dem oder den Gründern.

Wenn Sie sich aber für eine Finanzierung über die 3F’s entscheiden, sollten Sie die Geldgeber unbedingt über die Risiken aufklären. Auch sollten Sie sich im Klaren sein, welche Risiken sie persönlich tragen: Wenn Ihr Projekt scheitert haben Sie das Geld von Freunden und Familie verloren. Dies kann sich sehr negativ auf Ihr persönliches Umfeld auswirken. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie nicht Geld von Leuten bekommen, die es sich eigentlich nicht leisten können, dieses Geld zu verlieren.

Venture-Capital-Gesellschaften
Dies sind Gesellschaften die sich auf die Gewährung von Risikokapital spezialisiert haben. Sie beteiligen sich am Unternehmen und erhoffen sich Gewinne, wenn die Gesellschaft floriert. Venture-Capital-Gesellschaften stellen das Geld in der Regel ohne traditionelle Sicherheiten zur Verfügung. Meistens unterstützen diese Gesellschaften die Inhaber auch mit Beratung und verstehen sich somit als Begleiter in der Startphase. Ist die Aufgabe erfüllt, verkaufen sie die Beteiligungen wieder an neue Investoren. Venture-Capital-Gesellschaften investieren oft höhere Summen von über CHF 1 Mio. in ein einzelnes Unternehmen. Entsprechend stellen sie aber auch hohe Anforderungen an das Reporting. Um Ihre Investition zu schützen, möchten Sie regelmässig über die wichtigsten Zahlen und Entwicklungen des Unternehmens informiert werden. Dies führt oft zu einem Mehraufwand, der nicht unterschätzt werden sollte.

Business Angels

Verfolgen eigentlich den selben Ansatz wie die Venture-Capital-Gesellschaften, nur auf tieferem Niveau. Die Investitionen belaufen sich meist um ein paar CHF 100’000.-. Business Angels sind oft gestandene Manager oder Geschäftsleute, die nicht mehr operativ tätig sind, aber sich immer noch auf diese Weise in Unternehmen einbringen möchten. Sie sind aber auch keine gemeinnützige Organisation. Business Angels wollen auch Geld verdienen. Sie verlangen einen tiefen Einblick in Businesspläne, sie sind dafür in der Startphase Berater und Mentoren und verkaufen die Anteile in einer späteren Phase an neue Investoren.

Fremdkapital
Das Fremdkapital umfasst alle Mittel, welche von Dritten für die Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden. Diese müssen irgendwann zurückerstattet werden. Unternehmen finanzieren sich grundsätzlich meist über Fremdkapital. Dies ist auch auf steuerrechtliche Überlegung zurückzuführen. Fremdkapital wird hauptsächlich für die Finanzierung von überschaubaren Projekten mit begrenztem Risiko eingesetzt.

Bankkredite
Bei Bankkrediten wird zwischen Kontokorrentkrediten (zur Finanzierung des Umlaufvermögens) und Investitionskrediten (zur Finanzierung des Anlagevermögens) unterschieden. Die «goldene Bilanzregel» besagt, dass langfristige Investitionen mit langfristigem Fremdkapital und kurzfristige Investitionen mit kurzfristigem Fremdkapital finanziert werden soll (sog. Fristenkongruenz). Banken haben oft sehr bestimmte Kriterien dafür, ob ein Kredit gewährt wird oder nicht. Speziell bei neu gegründeten Unternehmen, ist das Risiko für Banken meistens zu gross und es werden keine Kredite vergeben.

Fremdkapital von Inhabern

Wird das Fremdkapital von Inhabern zur Verfügung gestellt. Handeln die Geldgeber nicht als Inhaber der Gesellschaft, sondern als Fremdkapitalgeber. Langfristiges Fremdkapital, das von Inhabern zur Verfügung gestellt wird, kommt oft die Funktion von «Quasi-Eigenkapital» zu. Gewährt der Inhaber in einem Zeitpunkt sein Darlehen, in dem kein Dritter dem Unternehmen aufgrund der schlechten Geschäftslage Geld gegeben hätte, spricht man von eigenkapitalersetzenden Gesellschafterdarlehen. Die Behandlung solcher Darlehen wird kontrovers diskutiert. Die herrschende Lehre geht davon aus, dass auf die zivilrechtliche Ausgestaltung und den Willen beider Parteien (Kapitalgeber und Kapitalnehmer) abzustellen ist und nicht auf die wirtschaftliche Betrachtungsweise. Die Konsequenz aus der Umqualifizierung von Fremdkapital in Eigenkapital durch das Steueramt ist, dass Zinsen als Dividenden qualifiziert werden können (Problematik von verdecktem Eigenkapital). Dies hat einen höheren Gewinn im Unternehmen zur Folge.

Wandeldarlehen

Wandeldarlehen können von den unterschiedlichen Investorentypen vergeben werden. Ein Wandeldarlehen ist ein Darlehen, das später in Eigenkapital umgewandelt werden kann. Dies kommt häufig dann zum Einsatz, wenn bei einer frühen Investitionsphase noch keine faire Unternehmensbewertung festgelegt werden kann. Dabei können verschiedene Kriterien festgelegt werden, was die Voraussetzungen und Konditionen für die Wandlung sind.

Beispiel:

Johann Küng hat ein Start-Up mit einem Aktienkapital von CHF 100’000 (100’000 Aktien à CHF 1.- pro Aktie) gegründet und erhält von einem Vermögenden Bekannten ein Wandeldarlehen in der Höhe von zusätzlichen CHF 100’000.-. Sie haben einen jährlichen Zins von 10% und eine Wandlung bei der nächsten Investitionsrunde vereinbart. Bei der Wandlung bekommt der Bekannte zusätzlich einen Rabatt von 40% auf die Aktien, da er mit der frühen Investition ein grosses Risiko eingeht. Nach zwei Jahren ist das Geschäft gut angelaufen und Johann Küng findet einen Risikokapitalgeber, der CHF 0.5 Mio. investieren möchte und dafür 30% des Unternehmens bekommt. Johann’s Bekannter bekommt somit 10% des Unternehmens.

Berechnung: CHF 500’000 entsprechen 30%, d.h. der Investor bezahlt pro Aktie CHF 16.67 (CHF 500’000 / 30’000 Aktien). Der Bekannte hat über die zwei Jahre einen Zins von 12.1% erhalten – dieser wird normalerweise dem Darlehen gutgeschrieben. Das Darlehen beträgt damit CHF 121’000 (im ersten Jahr CHF 10’000, im zweiten Jahr CHF 11’000). Da er einen Rebatt von 40% erhält, muss er pro Aktie somit nur CHF 10.- bezahlen. Damit erhält er für seine Investition von CHF 100’000 insgesamt 12’100 Aktien der Gesellschaft.

Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital

Jede Gesellschaft muss ein vernünftiges Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital anstreben. Dieses ist aber branchenabhängig. Nichtdestotrotz muss ein Unternehmen genügend Eigenkapital zur Verfügung haben, dass allfällige Verluste aufgefangen werden können und die Gesellschaft genügend Aktiven hat, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen.

Ein wachsendes Unternehmen sollte seine Eigenkapitalbasis stärken, dies kann mit einer Beteiligungsfinanzierung gemacht werden. Die Gesellschaft gewinnt dadurch Handlungsspielraum und kann aus einer Starken Position gegenüber Banken Kreditbedingungen durchsetzen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eigenkapital
    • Gründerkapital
      • Startkapital das von den Gründern in das Unternehmen eingebracht wird
      • Eigenkapital dient der Absicherung von Verlusten
    • Friends Family & Fools (3F’s)
      • Kapital aus dem Bekanntenkreis der Gründer
      • Die Kapitalgeber sollten im schlimmsten Fall auf das Geld verzichten können
    • Business Angels
      • Externe Investoren, die kleinere Beträge zur Verfügung stellen
      • Bringen oft ihr Wissen und ihre Kontakte in das Unternehmen ein
      • Längerer Anlagehorizont
    • Venture Capital Gesellschaften
      • Investieren grössere Beträge
      • Wollen in der Regel eine klare Exit-Strategie in 3 bis 5 Jahren
    • Fremdkapital
      • Bankkredite
        • Finanzierung von Investitionen (z.B. Produktionsanlagen)
        • Finanzierung von kurzfristigen Verbindlichkeiten (Kontokorrent-Kredit)
      • Fremdkapital von Inhabern
        • Kann aus Steuerrechtlicher Sicht als Eigenkapital gelten
      • Wandeldarlehen
        • Wird zu einem späteren Zeitpunkt in Eigenkapital umgewandelt
      • Verhältnis Eigenkapital zu Fremdkapital
        • Genügend Eigenkapital ist wichtig für Start-Ups

 

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